Notfallhilfe Caritas Caraveli
Am 8. März wurde der erste Patient mit COVID-19 in Peru entdeckt. Schon eine Woche später wurde eine strenge Quarantäne verordnet, die insgesamt 10 Wochen dauern wird, bis zum 24. Mai, und auch dann wird sie nur langsam und schrittweise abgebaut werden.
Durch die Quarantäne hat Peru Zeit gewonnen, die Rate der Infizierten stieg zunächst nur langsam an, was aber auch an der zu geringen Zahl der Proben lag. Heute (10.05.2020) hat Peru 67.000 Infizierte und 1890 Tote. Ca. 20.000 sind wieder gesund. Zu Beginn der Krise gab es gerade mal 100 Betten auf Intensivstation mit Beatmungsgerät. Nun sind es 900 und sie sind fast alle belegt. Das Gesundheitssystem stand schon vorher und nun erst recht kurz vor dem Kollaps.
Die Regierung handelt entschlossen und ca. 80% der Bevölkerung trägt die Massnahmen mit. Das Problem ist die mangelnde soziale Absicherung: Nur ca. 30% der Bevölkerung haben einen regulären Job. Von denen hat nun auch die Hälfte ihren Arbeitsplatz verloren, ist aber auf einige Monate hin noch abgesichert. Das Problem sind die 70%, Tagelöhner oder Scheinselbstständige, die irgendetwas auf der Straße zum Verkauf angeboten haben und nun dort von Polizei und Militär weggetrieben werden. Die Leute würden gerne zu Hause bleiben, aber dann verhungern sie innerhalb weniger Tage. Die Regierung versucht nun mit einer Art Universalzahlung dem Abhilfe zu schaffen, aber nur ca. 30% in Peru hat ein Bankkonto und es ist fast unmöglich, alle zu erfassen, ganz besonders bei uns auf dem Land.
Dazu kommt das alte Problem der Korruption: Die Polizei kauft überteuert falsche Atemschutzmasken und infiziert damit hunderte eigene Beamte. Ärzte haben jahrelang in staatlichen Krankenhaüsern medizinisches Geräte vergammeln lassen um die Patienten in ihre teuren Privatkliniken umzuleiten. Die Bürgermeister kommen mit der Verteilung der Lebensmittelpakete nicht nach, bzw. kanalisieren sie bewusst an die Falschen. Ganz viele wohnen nicht da, wo sie gemeldet sind.
Mit dem totalen Versammlungsverbot ist das kirchliche Leben zunächst mal zusammengebrochen. Meine 15 Pfarrer und Ordensschwestern als Administratorinnen haben sofort reagiert: Alle übertragen ihren Gottesdienst und Anderes auf Facebook. Erstkommunionvorbereitung lauft auch gerade digital an: wir helfen den Eltern, ihre Kinder selbst zu Hause vorzubereiten (Familienkatechese). Ich habe heute auch einen Gruß zum Muttertag auf meinen Kanal bei Youtube hochgeladen. Wir entdecken gerade die Familie als Hauskirche. Sie bekommen nun jede Woche über Whatsapp eine Gottesdienstvorlage ins Haus. Das Problem: Meine Pfarrer leben nur von Messstipendien und Patronatsfesten. Das fällt jetzt gerade alles weg. Ich musste fast allen seit März finanziell kräftig unter die Arme greifen. Und die einzige einheimische Einnahmequelle der Prälatur ist ebenfalls gerade weggebrochen: Die Miete der Mechanikerwerkstatt in Lima fiel weg, weil das Geschäft zumachen musste. Mit Messstipendien aus Deutschland und meinen Ersparnissen kann ich das noch eine Weile durchhalten.
Und trotz eigener Schwierigkeiten schaffen wir es, eine arme Kirche für die Armen zu sein. Jetzt oder nie sind wir das “Feldlazarett”, das den Armen materielle und spirituelle Hilfe schnell und unbürokratisch leisten kann. Die Pfarrcaritasgruppen konnten mit Hilfe von Caritas Peru, Misereor und Euren privaten Spenden bisher folgendes Hilfsprogramm aufstellen:
5 Pfarreien haben im April Lebensmitteltüten an die Ärmsten ihrer Pfarrei verteilt. Ca. 200 Familien wurden erreicht. Die Verteilung geht nur mit Hilfe oder Erlaubnis des Militärs, was auf lokaler Ebene meist einfach zu lösen ist. Folgendes ist geplant und lauft gerade an:
- Lebensmitteltüten verteilen: Jetzt im Mai und dann jeden Monat werden wir ca. 1500 Familien in 15 Pfarreien erreichen. Kosten: 15.000 € monatlich. Dies ist für den Monat Mai bereits angelaufen.
- Vorsorgekits verteilen. Die Leute auf dem Land haben bisher noch kaum Möglichkeit und Einsicht über die Vorsorgemaßnahmen. Daher stellen wir ein Kit inklusive Informationsblatt zusammen mit: 10 Mundschutzmasken, 1 Pack Plastikhandschuhe, 2 Stück Seife, 1 Schachtel Paracetamol (für 50.000 €)
- Medizinkit für chronisch Kranke. Es gibt viele chronisch Kranke, die im Moment ohne Medizin auskommen müssen, weil das knappe Geld für Essen ausgegeben wird: Diabetiker, Hoher Blutdruck, Verdauungsprobleme (ca. 10.000 €)
- Bisher haben 2 Pfarreien eine Essensausgabe für Durchreisende oder Ankommende aus Lima angefangen. Es gibt im Moment tausende, die aus Lima zu Fuß aufbrechen um in ihre Heimat zu kommen. Dort werden sie aber erst mal in eine Quarantäne gesteckt (manchmal innerhalb der Kirche!) und müssen versorgt werden. (ca. 5000 € monatlich).
Caritas Caraveli arbeitet mit Pfarrcaritasgruppen in 15 Pfarreien der Prälatur zusammen. Wir werden die Projekte soweit ausführen, wie wir Mittel dafür bekommen können. Wir sind um jeden Betrag froh. Wir werden euch beim Eintreffen des Geldes informieren, und am Ende einen Abschlussbericht machen.
Gott segne und beschütze unsere Armen und Euch alle.
Caraveli, den 30.04.2020 Euer Reinhold Nann, Bischof von Caraveli
Dieser Beitrag erschien im Blog: www.reinholdnann.blogspot.com
Spendenkonten
In Perú: Prelatura de Caraveli (Banco de Credito BCP), 193-2070628-1-42
In Deutschland: Reinhold Nann IBAN: DE53 7509 0300 0007 1054 87
Adveniat: IBAN DE03 3606 0295 0000 0173 45 mit Vermerk: Prelatura de Caraveli/Peru